Zusammenfassung: Mentalität und Erziehung
Mentalität und Erziehung – Geschlechterspezifische Arbeitsteilung und Geschlechtersphären als Gegenstand der Sozialisation im Mittelalter aus Mentalitäten im Mittelalter.
Klaus Arnold legt den Fokus in seinem Beitrag zum Werk Mentalitäten im Mittelalter vor allem auf Schriften, die sich mit der Rolle der Frau und ihren Aufgaben beschäftigen. Die von ihm ausgewählten Schriften sind häufig normative Erziehungsschriften und Ehelehren, die die Idealvorstellung der weiblichen Sphäre und Aufgaben darstellen.
Ihnen zufolge ist der Platz der Frau im Haus und bei den Kindern. Als typisch weibliche Aufgaben gelten Spinnen, Weben und andere Aufgaben der Kleidungsherstellung, die Aufsicht über das Gesinde und die Belange des Haushalts. Die Aufgabe des Mannes besteht darin die notwendigen Dinge für das Leben herbeizuschaffen, Reisen zu unternehmen und wenn nötig zu kämpfen. Den Tugendkatalogen zufolge, sollten Frauen das Haus besser gar nicht verlassen, auch nicht in der offenen Tür stehen um sich Passanten anzusehen und auch nicht nach den Dingen fragen, die ausserhalb des Hauses geschehen und somit in die Sphäre des Mannes gehören. Männer sollten sich im Gegenzug nicht in die Belange des Haushaltes einmischen, sondern diesen den Frauen überlassen. Die Sphären sind hier säuberlich voneinander getrennt. Eine Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern ist nicht vorgesehen. Aber die Einmischung des Mannes in den Haushalt, wenn nötig, ist eher akzeptiert als die Einmischung einer Frau in Belange ausserhalb der weiblichen Sphäre.
Die Mehrzahl der zitierten Quellen spricht sich dagegen aus Mädchen und Frauen das Lesen und Schreiben zu lehren, ausser wenn diese für das Kloster bestimmt wären, einige Quellen vertreten aber die Ansicht, dass das Literaturstudium dem weiblichen Müßiggang vorzuziehen wäre.
Die meisten dieser Schriften wenden sich an den Adel oder die bürgerliche Oberschicht, aber das Verhalten wurde ebenso von den anderen Schichten erwartet.
Begründet wurde die Höherwertigkeit des Mannes, in dem zeitgenössische Autoren die Bibelstelle Gen 2, 18-23, der Bibelstelle Gen 1,27 vorzogen. (In Gen 2, 18-23 wird Eva aus Adams Rippe erschaffen, in Gen 1, 27 erschuf Gott den Menschen als Mann und Frau.)
Arnold stellt diese Schriften und zeitgenössische Abbildungen Kunstwerken gegenüber, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren und daher auch nicht ‚moralisch zersetzend‘ auf diese Schichten wirken konnten. In Stundenbüchern sind die Sphären, anders als in den normativen Schriften, deutlich weniger hart voneinander getrennt. Männer und Frauen sind zusammen arbeitend dargestellt und Frauen sind auch ausserhalb der häuslichen Sphäre anzutreffen. Arnold misst diesen Darstellungen eine hohe Autorität zu. Er ist der Ansicht, die adligen Auftraggeber hätten keine unrealistische Darstellung akzeptiert.
Quellen wie die von Bernhard Zink belegen, dass Frauen mit denen ihnen zugestandenen Tätigkeiten, wie dem Spinnen, in Notzeiten auch zum Einkommen beitrugen.
Auch das der Volksprediger Berthold von Regensburg beklagt, dass Frauen zu kühn geworden wären und nur die Männer streiten sollten und die Frauen spinnen, deutet darauf hin, dass die Idealvorstellung der normativen Schriften häufig nicht der gelebten Realität entsprach und Frauen stärker in der Öffentlichkeit vertreten waren, als diese uns glauben machen wollen.
Weiterlesen: Gordon Uhlmann, Frauen auf dem Land, in: Frauen in der Geschichte VIII.-
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